
Altersvorsorge für Selbstständige: Was gibt es zu beachten?
Wer selbstständig arbeitet, ist es gewohnt, vieles eigenverantwortlich zu regeln. Entscheidungen zu Aufträgen, Buchhaltung oder Steuern müssen selbst getroffen und organisiert werden. Genau das macht die Freiheit des Unternehmertums aus, bringt aber auch zusätzliche Aufgaben mit sich. Eine davon betrifft die finanzielle Absicherung im Alter, denn anders als Arbeitnehmer erhalten Selbstständige keine automatische Rente aus der gesetzlichen Versicherung. Umso wichtiger ist es deshalb, sich früh mit dem Thema auseinanderzusetzen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Vorsorgemöglichkeiten für Selbstständige bestehen. Was unterscheidet gesetzliche, private und betriebliche Modelle? Welche Lösungen sind flexibel genug, um auch bei schwankendem Einkommen verlässlich zu funktionieren? Neben einem Überblick über die verschiedenen Ansätze geht es zudem um typische Fehler, die sich mit etwas Planung leicht vermeiden lassen.
Warum ist Altersvorsorge für Selbstständige besonders wichtig?
Im Unterschied zu Angestellten zahlen Selbstständige nicht automatisch in die gesetzliche Rentenversicherung ein, denn in vielen Fällen besteht keine Versicherungspflicht. Wer sich nicht freiwillig absichert oder eigene Rücklagen aufbaut, steht später unter Umständen ohne ausreichende Altersbezüge da. Die staatliche Grundsicherung sichert außerdem nur das Existenzminimum und ist demnach oft zu niedrig, um den bisherigen Lebensstandard zu halten. Dazu kommt, dass das Einkommen bei Selbstständigen häufig schwankt. In umsatzstarken Jahren bleibt mehr Spielraum für Rücklagen, während es in wirtschaftlich schwierigen Phasen oft schwerfällt, regelmäßig Geld für später zurückzulegen.
Welche Möglichkeiten zur Altersvorsorge gibt es?
Die gesetzliche Rentenversicherung
Einige Berufsgruppen wie Handwerker, Lehrer oder Hebammen sind verpflichtet, Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung zu zahlen. Wer hier nicht dazugehört, kann sich dennoch freiwillig versichern.
Die Vorteile der gesetzlichen Rentenversicherung liegen in ihrer langfristigen Sicherheit, ihrer Berechenbarkeit und dem Schutz bei Erwerbsminderung. Die Beiträge werden monatlich gezahlt und später in Form einer lebenslangen Rente ausgezahlt. Allerdings ist die Rendite im Vergleich zu privaten Anlageformen begrenzt und die Flexibilität stark eingeschränkt.
Die private Altersvorsorge
Zur privaten Altersvorsorge hingegen zählen, je nach Risikobereitschaft, finanzieller Situation und Einkommen, gleich mehrere Möglichkeiten:
- Rürup-Rente (Basisrente) Diese Form der Altersvorsorge richtet sich insbesondere an Selbstständige, die eine langfristige Absicherung mit steuerlichem Vorteil verbinden möchten. Die Beiträge lassen sich jährlich als Sonderausgaben geltend machen, die spätere Auszahlung erfolgt in Form einer lebenslangen Rente und ist insolvenzgeschützt. Eine vorzeitige Kündigung ist jedoch nicht möglich und ein Hinterbliebenenschutz oder Absicherung bei Berufsunfähigkeit müssen separat vereinbart werden.
- Private Rentenversicherungen Ebenfalls weit verbreitet sind private Rentenversicherungen. Sie ermöglichen es, über viele Jahre Kapital aufzubauen und später entweder eine regelmäßige Rente oder eine einmalige Auszahlung zu erhalten. Die Verträge lassen sich individuell gestalten und bieten eine gewisse Planungssicherheit. Im Vergleich zu anderen Lösungen sind sie allerdings weniger flexibel. Auch die Kostenstruktur ist häufig komplex, was die langfristige Rendite beeinflussen kann.
- Fonds- und ETF-Sparpläne Falls Sie Ihre Vorsorge gerne selbst steuern möchten, kommen außerdem Fonds- oder ETF-Sparpläne in Frage. Sie sind flexibel, vergleichsweise kostengünstig und lassen sich schon mit kleinen Beträgen starten. Besonders auf lange Sicht bieten sie gute Wachstumschancen. Gleichzeitig ist zu beachten, dass sich der Wert je nach Marktentwicklung verändern kann. Deshalb eignen sich diese Modelle primär für Menschen, die Kursschwankungen entspannt entgegenblicken und nicht kurzfristig auf das Geld zugreifen müssen.
- Immobilien zur Altersvorsorge Eine Immobilie zur Vermietung kann ebenfalls Teil der Altersvorsorge sein. Mieteinnahmen sorgen im Ruhestand für laufende Einnahmen, während der Sachwert erhalten bleibt. Diese Lösung ist allerdings mit mehr Aufwand verbunden, denn neben ausreichend Eigenkapital braucht es auch Zeit, um sich um Verwaltung, Instandhaltung und Mietverhältnisse zu kümmern.
Betriebliche Altersvorsorge
Wer als Selbstständiger in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft tätig ist, kann des Weiteren über das eigene Unternehmen für das Alter vorsorgen. Möglich ist das zum Beispiel über eine Direktversicherung, eine Unterstützungskasse oder eine Pensionszusage. Beiträge fließen dabei aus dem Vermögen der Firma in eine Altersversorgung, oft mit steuerlichen Vorteilen.
Diese Modelle eignen sich vor allem für Unternehmer, die regelmäßig Gewinne erzielen und ihre Vorsorge langfristig planen möchten. Für Einzelunternehmer oder Freiberufler ohne Kapitalgesellschaft sind solche Lösungen meist nicht zugänglich. Eine Ausnahme besteht, wenn eigene Mitarbeiter beschäftigt werden und die betriebliche Vorsorge auch für die Geschäftsführung eingerichtet wird.
Welche Kriterien sollten bei der Auswahl eine Rolle spielen?
Damit Ihre Vorsorge wirklich zu Ihnen passt, sollten nicht nur die Renditechancen stimmen. Auch Lebenssituation, finanzielle Möglichkeiten und Vorstellungen von Sicherheit und Flexibilität spielen eine Rolle. Ein paar grundlegende Fragen vorab helfen dabei, eine passende Richtung einzuschlagen:
- Wie stabil ist Ihr Einkommen und wie verlässlich können Sie regelmäßig vorsorgen?
- Möchten Sie flexibel bleiben, was Höhe und Zeitpunkt der Einzahlungen betrifft?
- Wie gehen Sie grundsätzlich eher vorsichtig mit Risiko?
- Gibt es steuerliche Vorteile, die Sie in Ihrer Situation nutzen können?
- Wie lange darf das Geld gebunden sein, ohne dass Sie darauf zugreifen müssen?
- Wünschen Sie sich später eine monatliche Rente oder eine einmalige Auszahlung?
Welche typischen Fehler gibt es und wie lassen sie sich vermeiden?
Häufig beginnt das Problem damit, dass das Thema lange aufgeschoben wird. Wer erst mit Mitte vierzig beginnt, muss deutlich höhere Beträge zurücklegen, um im Alter gut aufgestellt zu sein. Auch der Glaube, es werde später automatisch genug Geld zur Verfügung stehen, erweist sich oft als trügerisch.
Ein weiterer verbreiteter Fehler ist eine einseitige Strategie. Eine Immobilie allein oder eine einzelne Versicherung bieten im Normalfall keine ausreichende Absicherung und hochkomplexe Produkte mit intransparenten Kosten führen schnell zu Enttäuschungen. Gerade provisionsgetriebene Vertragsmodelle passen selten zu den Anforderungen selbstständiger Lebensrealitäten.
Des Weiteren sollte die gewählte Vorsorgestrategie regelmäßig überprüft werden. Was zu Beginn passt, bleibt nämlich in den meisten Fällen nicht dauerhaft geeignet, denn Einkommen kann sich verändern, berufliche Ziele entwickeln sich weiter und steuerliche Rahmenbedingungen bleiben nicht konstant. Gerade bei langfristigen Entscheidungen wie der Altersvorsorge ist es wichtig, die eigene Planung in bestimmten Abständen zu hinterfragen und dann bei Bedarf anzupassen.









