Ein Mann gibt einer Frau die Hand
Selbstständigkeit
05.03.2025
Aktualisiert: 05.03.2025
9 min Lesezeit

Inkasso beauftragen: Kosten, Ablauf und Tipps

Ausbleibende Zahlungen belasten viele Selbstständige und erschweren die Planung ihrer Liquidität. Seriöse Inkassounternehmen können in solchen Situationen Abhilfe schaffen, indem sie unbeglichene Forderungen professionell einfordern. Dadurch müssen Sie sich nicht selbst um das Forderungsmanagement kümmern und sparen wertvolle Zeit, die Sie besser in Ihr Kerngeschäft investieren. Außerdem sorgt der Einsatz eines spezialisierten Dienstleisters oft für mehr Nachdruck bei säumigen Kunden.

Ihre moderne Buchhaltungssoftware.

belegFuchs unterstützt Sie bei der Erstellung von Rechnungen, Angeboten & Mahnungen, beim Erfassen der Belege, bei der Kundenverwaltung und vieles mehr.

KI-gestütze Belegerfassung
GoBD-konform
Einnahmen-Überschuss-Rechnung
UStVA & ZM
Jetzt kostenlos testen
Eine Frau hat auf Ihrem Laptop das belegFuchs Dashboard geöffnet

Immer wieder überschreiten Schuldner Fristen oder reagieren nicht auf Ihre Mahnschreiben. Das führt zu hohen Außenständen, die in vielen Betrieben dringend benötigte Einnahmen blockieren. Ein Inkassounternehmen bietet hier oft eine strukturierte Vorgehensweise, um die offenen Beträge einzutreiben und gleichzeitig den Geschäftsalltag zu entlasten. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, eine faire Lösung zu finden und offene Forderungen ohne unnötigen Streit beizutreiben.

Ablauf bei einem Inkassounternehmen

Als Erstes erfolgt die Kontaktaufnahme mit einem Inkassounternehmen, um die Forderungssituation zu erläutern und alle relevanten Informationen auszutauschen. Häufig kann bereits im ersten Gespräch geklärt werden, ob der Fall Aussicht auf Erfolg hat und welche Dokumente erforderlich sind. Geeignete Unterlagen sind beispielsweise Kopien der offenen Rechnungen, Zahlungsaufforderungen und Mahnungen, die Sie dem Schuldner bereits zugesandt haben. Zudem sollten Sie dem Dienstleister mitteilen, wie hoch die ausstehende Summe ist und ob bereits Ratenzahlungen vereinbart wurden. Mit diesen Informationen kann das Inkassobüro eine erste Einschätzung vornehmen und einen groben Ablaufplan aufstellen.

Nach der Prüfung Ihrer Unterlagen und der Klärung von Details erstellt das Inkassounternehmen eine schriftliche Forderungsaufstellung. Anschließend nimmt es in der Regel schriftlich oder telefonisch Kontakt mit dem Schuldner auf und weist ihn auf die offene Forderung hin. Oft genügt schon ein formales Anschreiben, um eine Reaktion zu erhalten, da viele Schuldner das Mahnverfahren nicht eskalieren lassen möchten. Wenn keinerlei Rückmeldung erfolgt, kann das Inkassobüro weitere Mahnungen versenden oder persönlich Kontakt aufnehmen. Auch die Androhung rechtlicher Schritte zieht häufig eine zügigere Zahlung nach sich.

Kommt es trotz mehrfacher Aufforderung zu keiner Einigung, leitet das Inkassounternehmen den nächsten Schritt ein. Dies kann das gerichtliche Mahnverfahren sein, bei dem ein Mahnbescheid erwirkt wird, um die Forderung gerichtlich geltend zu machen. Bleibt dieser Mahnbescheid ohne Erfolg, folgt der Vollstreckungsbescheid, der dem Gläubiger das Recht gibt, Pfändungen durchzuführen. In manchen Fällen kann auch ein Insolvenzverfahren des Schuldners eingeleitet werden, doch ist dies eher die letzte Option. Wichtig ist, dass Sie im Vorfeld mit dem Inkassobüro abstimmen, ab welchem Punkt diese rechtlichen Schritte eingeleitet werden sollen.

Eine weitere Eskalationsstufe stellt die Zwangsvollstreckung dar, bei der ein Gerichtsvollzieher eingeschaltet wird. Dieser prüft, ob pfändbare Werte oder Vermögensgegenstände vorhanden sind, um Ihre Forderung abzusichern. Dabei wird auch überprüft, ob mögliche Lohnpfändungen oder Kontopfändungen in Betracht kommen. In vielen Fällen lässt sich eine solche Eskalation vermeiden, wenn der Schuldner rechtzeitig reagiert und Zahlungsvereinbarungen getroffen werden. Daher empfiehlt es sich, mit dem Inkassounternehmen eng zusammenzuarbeiten und den Status der Forderung regelmäßig zu besprechen.

Kosten bei der Inkassobeauftragung

Die Kosten für das Inkasso variieren je nach Anbieter und der Höhe der offenen Forderung. Häufig bieten Inkassounternehmen eine erfolgsbasierte Vergütung an, bei der sie nur bei erfolgreichem Forderungseinzug bezahlt werden. Dabei wird ein prozentualer Anteil der eingetriebenen Summe als Gebühr berechnet, der zwischen 5 und 20 Prozent liegen kann. Manche Dienstleister erheben zudem eine Grundgebühr, die für die Prüfung der Unterlagen und den ersten Kontakt zum Schuldner anfällt. Diese Kombination aus Basisgebühr und prozentualer Erfolgsbeteiligung ist auf dem Markt weit verbreitet.

Bei komplexeren Fällen kommen gelegentlich weitere Pauschalen hinzu, etwa für persönliche Schuldnerbesuche oder besonders aufwendige Recherchen. Falls ein Inkassobüro rechtliche Schritte einleitet, können zusätzlich Gerichtskosten oder Anwaltskosten entstehen, die jedoch meist an den Schuldner weitergereicht werden. Dennoch kann es vorkommen, dass diese Kosten zunächst vom Gläubiger verauslagt werden müssen. Eine transparente Kostenstruktur ist deshalb immens wichtig, um finanzielle Überraschungen zu vermeiden. Es lohnt sich, beim Vergleich verschiedener Inkassounternehmen genau hinzuschauen und sich die Gebührenmodelle erklären zu lassen.

Um Ihnen einen groben Überblick zu verschaffen, können folgende Kostenmodelle exemplarisch herangezogen werden:

KostenmodellBeschreibungTypische Spanne
ErfolgsprovisionNur bei erfolgreicher Eintreibung5% bis 20%
Grundgebühr + ErfolgshonorarFixe Gebühr für Verwaltungsaufwand + Provisionsanteilab ca. 50 Euro Grundgebühr
PauschalgebührFester Betrag, der alle Dienstleistungen abdecktabhängig von Fallkomplexität

Diese Tabelle dient nur als Richtwert und kann in der Praxis abweichen. Viele Inkassodienstleister bieten individuelle Lösungen an, die exakt auf Ihren Fall angepasst werden. Um die Gesamtkosten einschätzen zu können, sollten Sie sich vorab über sämtliche Gebühren und mögliche Zusatzkosten informieren. So haben Sie eine klare Vorstellung davon, was finanziell auf Sie zukommt.

Für kleinere Forderungen kann sich ein erfolgsabhängiges Modell eher lohnen, während bei höheren Summen eine Pauschalvariante kostengünstiger sein könnte. Achten Sie auch darauf, ob das Inkassounternehmen bereits Gebühren vom Schuldner verlangt, um Ihre eigene Belastung zu reduzieren. Nicht selten sind säumige Zahler bereit, die entstandenen Inkassokosten zu übernehmen, wenn sie dadurch der Zwangsvollstreckung entgehen. Dennoch sollten Sie einkalkulieren, dass manche Beträge zunächst von Ihnen vorfinanziert werden. Eine solide Kosten-Nutzen-Abwägung ist unverzichtbar, bevor Sie final ein Inkassounternehmen beauftragen.

Tipps für eine erfolgreiche Inkassobeauftragung

Wenn Sie ein Inkassounternehmen beauftragen, sollten Sie die Reputation des Anbieters genau prüfen. Lesen Sie Bewertungen, fragen Sie bei anderen Selbstständigen nach Erfahrungen und vergleichen Sie mehrere Dienstleister. Eine gewisse Branchenerfahrung und ein professioneller Auftritt sind wichtig, denn Sie möchten, dass Ihre Außenstände bestmöglich eingetrieben werden. Ein Inkassobüro, das sich seriös verhält, legt zudem Wert auf eine rechtlich einwandfreie Vorgehensweise. Achten Sie daher auf Zertifikate oder Mitgliedschaften in Branchenverbänden, die auf Qualität und Zuverlässigkeit schließen lassen.

Um die Erfolgschancen zu steigern, sollten Sie möglichst frühzeitig handeln. Zögern Sie nicht zu lange mit dem Inkasso, denn je früher die Forderung eingetrieben wird, desto besser stehen die Chancen auf eine schnelle Zahlung. Sorgen Sie dafür, dass alle erforderlichen Dokumente in guter Qualität vorliegen, damit keine Fragen offenbleiben. Eine lückenlose Dokumentation Ihrer Mahnungen und Verträge erleichtert die Arbeit des Inkassounternehmens enorm. So geben Sie dem Dienstleister die Möglichkeit, rasch und eindeutig Argumente vorzubringen, warum die Forderung berechtigt ist.

Es kann hilfreich sein, vorab mit dem säumigen Kunden einen Kompromiss zu suchen, beispielsweise eine Ratenzahlung oder eine Teilzahlung. Gerade bei langjährigen Geschäftspartnern möchte man das Verhältnis nicht unnötig belasten. Sind jedoch alle Versuche gescheitert, ist ein professionelles Inkassounternehmen oft die effektivste Lösung. Dabei lassen sich manchmal außergerichtliche Einigungen erzielen, die für alle Beteiligten angenehmer sind als ein Gerichtsprozess. Auch Schuldnerberatungen können in Betracht gezogen werden, wenn die finanzielle Lage des Schuldners besonders schwierig ist.

Als Alternative zum Inkassobüro kann auch das Factoring in Betracht gezogen werden, bei dem offene Rechnungen an einen Factor verkauft werden. Dies sorgt für sofortige Liquidität, allerdings geht ein Teil des Rechnungsbetrags als Gebühr an den Factor. Ein offenes Gespräch mit dem Schuldner kann ebenfalls viel bewirken, insbesondere wenn Missverständnisse oder finanzielle Engpässe die Ursache für den Zahlungsverzug sind. Letztlich kommt es auf Ihre individuelle Situation an, ob Sie gleich ein Inkassounternehmen beauftragen oder zunächst andere Optionen ausloten. Transparenz und ein lösungsorientierter Umgang mit säumigen Kunden sind immer vorteilhaft.

Lohnt sich Inkasso auch bei kleineren Beträgen?
In vielen Fällen schon, denn hartnäckige Kleinstschulden können sich schnell summieren. Ein seriöses Inkassounternehmen hilft Ihnen, auch niedrigere Beträge effektiv einzutreiben, ohne dass Sie Ihren eigenen Arbeitsaufwand erhöhen müssen.
Wer trägt die Inkassokosten?
Verliere ich meine Kunden, wenn ich ein Inkasso beauftrage?

Fazit

Ein Inkassounternehmen zu beauftragen kann für Selbstständige eine effektive Strategie sein, um ausstehende Forderungen einzutreiben. Die professionelle Vorgehensweise der Dienstleister führt oft zu schnelleren Zahlungen und minimiert den Aufwand, den Sie als Gläubiger selbst betreiben müssten. Gerade wenn Kunden auf Mahnschreiben nicht reagieren, ist Unterstützung von außen eine sinnvolle Option, um der Sache Nachdruck zu verleihen. Zugleich wird das Risiko minimiert, teure Gerichtsprozesse selbst führen zu müssen. Für viele Unternehmer ist dieser Service eine Entlastung, da der Fokus weiterhin auf das Kerngeschäft gerichtet werden kann.

Gleichzeitig sollten Sie sorgfältig prüfen, welches Inkassobüro Ihren Anforderungen am besten entspricht. Nicht jedes Unternehmen arbeitet nach den gleichen Standards, und versteckte Gebühren können die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen. Es lohnt sich daher, mehrere Angebote einzuholen und genau auf die Konditionen zu achten. Beim Vergleich spielen Faktoren wie Erfahrung in Ihrer Branche, Erfolgsquote und Transparenz eine bedeutsame Rolle. Ziel ist es, ein rundum verlässliches und faires Angebot zu finden.

Professionelles Inkasso bietet Ihnen mehr Sicherheit und spart Zeit, die Sie sonst in endlose Mahnverfahren investieren müssten. Darüber hinaus nehmen seriöse Inkassounternehmen Ihnen den bürokratischen Aufwand ab, sodass Sie sich wieder verstärkt auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Ein zeitnahes Handeln senkt die Gefahr, dass Forderungen verjähren oder der Schuldner seine Zahlungsunfähigkeit verschleiert. Wer früh reagiert, hat bessere Karten, seine offenen Beträge noch zurückzubekommen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Inkassobüro und eine klare Kommunikation tragen dazu bei, dass der Ablauf reibungslos verläuft.

Am Ende entscheidet stets Ihre individuelle Situation, ob ein Inkassobüro zum Einsatz kommen sollte. Wenn Sie jedoch regelmäßig auf überfälligen Rechnungen sitzen bleiben und der Gewinn darunter leidet, ist es sinnvoll, sich fachkundige Hilfe zu holen. In vielen Fällen führt bereits die Einschaltung eines Dienstleisters zu einer raschen Einigung, ohne dass es zu Gerichtsverfahren kommt. Eine sinnvolle Kosten-Nutzen-Abwägung und ein gutes Bauchgefühl bei der Wahl des passenden Anbieters sind entscheidend. So sichern Sie nicht nur Ihre Liquidität, sondern schaffen auch eine klare Handhabung für künftige Zahlungsrückstände.

Diese Artikel könnten Ihnen auch gefallen

Ein Richterhammer wo 2025 draufsteht
10.03.2025
Klein­unternehmer­regelung 2025: Grenze und neue Regelungen

Die Neuerungen rund um die Kleinunternehmerregelung 2025 greifen bei Umsatzgrenzen, Internationalisierung und E-Rechnungen. Erfahren Sie mehr.

Ein Bild eines Patent Agreements
09.03.2025
Patentrecherche: In 5 Schritten zum eigenen Patent

Patentrecherche in 5 klaren Schritten. Erfahren Sie, wie Sie effizient bestehende Patente überprüfen, Doppelentwicklungen vermeiden und Innovationen schützen.

Eine Frau zieht einen Reisekoffer hinter sich her.
05.03.2025
Reisebüro eröffnen: Kosten, Formen und Verdienst

Erfahren Sie alles über die Eröffnung eines Reisebüros: Voraussetzungen, Kosten, Formen und Verdienstmöglichkeiten auf einen Blick.

Eine Frau sitzt an einem Tisch und füllt ein Formular aus.
05.03.2025
Freiberufliche Tatigkeit anmelden: Infos und Tipps

Freiberufliche Tätigkeit anmelden: Erfahren Sie alles Wichtige zu Finanzamt, Formularen und Kosten. Tipps für einen reibungslosen Start.

Eine lächelnde Frau mit einem Tablet in der Hand
02.11.2024
Wie man einen Businessplan erstellt: Eine Anleitung

Eine ausführliche Anleitung zur Erstellung eines professionellen Businessplans für erfolgreiche und strukturierte Unternehmensgründungen.

Ein lachender Geschäftsmann and seinem Schreibtisch
30.10.2024
Brauchen Sie noch eine Business Idee? Hier sind 50!

In diesem Beitrag präsentieren wir Ihnen 50 inspirierende und bereits etablierte Business Ideen, die Ihnen als Sprungbrett dienen können.

Ein Mann liegt unter einem Stapel von Paketen.
23.04.2024
Dropshipping Produkte: So finden Sie die passenden

Entdecken Sie, wie Sie die richtigen Dropshipping-Produkte für Ihr Online-Geschäft finden können: Konkurrenzstrategien und praktische Tools im Fokus.

Ein Mann sitzt am Schreibtisch und schreibt auf ein Blatt Papier.
18.03.2024
Gewerbe abmelden: Anleitung, Tipps und Checkliste

Erfahren Sie in unserem umfassenden Ratgeber alles Wichtige über die Abmeldung Ihres Gewerbes: Schritt-für-Schritt-Anleitung und nützliche Tipps.

Ein Fußballstadion aus der Vogelperspektive
12.03.2024
Wettbüro eröffnen - Startkapital, Kosten & Genehmigungen

Wettbüro eröffnen: Erfahren Sie, wie Sie ein Wettbüro eröffnen können, welche Genehmigungen Sie benötigen und wie Sie das Startkapital aufbringen können.

Ein älterer Herr sitzt an einem Schreibtisch und hält mehrere Geldscheine in der Hand
14.02.2024
Als Rentner selbstständig werden: Darauf müssen Sie achten!

Erfahren Sie, welche rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Aspekte Sie beachten müssen, wenn Sie als Rentner eine Selbstständigkeit beginnen möchten.