Soll- und Ist-Versteuerung

In diesem Beitrag werden wir uns mit den Begriffen "Soll-Versteuerung" und "Ist-Versteuerung" beschäftigen. Diese beiden Begriffe sind im deutschen Steuerrecht von großer Bedeutung, da sie bestimmen, wann die Umsatzsteuer für eine erbrachte Leistung fällig wird. Die Wahl zwischen Soll- und Ist-Versteuerung kann erhebliche Auswirkungen auf die Liquidität eines Unternehmens haben.

Was ist Soll- und Ist-Versteuerung?

Definition von Soll-Versteuerung

Die Soll-Versteuerung ist eine Methode der Umsatzbesteuerung, bei der die Steuerschuld bereits mit der Ausstellung der Rechnung entsteht. Das bedeutet, dass das Unternehmen die Umsatzsteuer an das Finanzamt abführen muss, sobald es eine Rechnung ausstellt – unabhängig davon, ob der Kunde diese bereits bezahlt hat oder nicht.

Definition von Ist-Versteuerung

Im Gegensatz zur Soll-Versteuerung entsteht bei der Ist-Versteuerung die Steuerschuld erst dann, wenn der Kunde die Rechnung tatsächlich bezahlt hat. Das bedeutet, dass das Unternehmen die Umsatzsteuer erst dann an das Finanzamt abführen muss, wenn es den Rechnungsbetrag vom Kunden erhalten hat.

Unterschiede zwischen Soll- und Ist-Versteuerung

Zeitpunkt der Steuerentstehung

Der wesentliche Unterschied zwischen Soll- und Ist-Versteuerung liegt im Zeitpunkt der Steuerentstehung. Bei der Soll-Versteuerung entsteht die Steuerschuld bereits mit der Ausstellung der Rechnung, bei der Ist-Versteuerung hingegen erst mit dem Zahlungseingang.

Auswirkungen auf die Liquidität

Die Wahl zwischen Soll- und Ist-Versteuerung kann erhebliche Auswirkungen auf die Liquidität eines Unternehmens haben. Bei der Soll-Versteuerung muss das Unternehmen die Umsatzsteuer bereits dann an das Finanzamt abführen, wenn es die Rechnung ausstellt. Das kann zu Liquiditätsengpässen führen, wenn Kunden ihre Rechnungen verspätet oder gar nicht bezahlen. Bei der Ist-Versteuerung hingegen entsteht die Steuerschuld erst mit dem Zahlungseingang, sodass das Unternehmen die Umsatzsteuer erst dann an das Finanzamt abführen muss.

Anwendungsbereiche

Die Soll-Versteuerung ist grundsätzlich für alle Unternehmer verpflichtend. Eine Ausnahme besteht jedoch für Kleinunternehmer und bestimmte andere Unternehmensformen, für die die Ist-Versteuerung zulässig ist.

Wahl der Versteuerungsart

Voraussetzungen für die Wahl der Soll-Versteuerung

Grundsätzlich sind alle Unternehmer zur Soll-Versteuerung verpflichtet. Eine Ausnahme besteht jedoch für Kleinunternehmer und bestimmte andere Unternehmensformen, für die die Ist-Versteuerung zulässig ist.

Voraussetzungen für die Wahl der Ist-Versteuerung

Die Ist-Versteuerung ist nur für Kleinunternehmer und bestimmte andere Unternehmensformen zulässig. Voraussetzung ist, dass der Jahresumsatz des Unternehmens im vorangegangenen Kalenderjahr nicht mehr als 500.000 Euro betragen hat. Darüber hinaus muss das Unternehmen eine entsprechende Option beim Finanzamt beantragen.

Vor- und Nachteile der Soll- und Ist-Versteuerung

Vorteile der Soll-Versteuerung

Steuervorteile

Ein Vorteil der Soll-Versteuerung besteht darin, dass das Unternehmen die Umsatzsteuer bereits dann als Vorsteuer geltend machen kann, wenn es eine Eingangsrechnung erhalten hat – unabhängig davon, ob es diese bereits bezahlt hat oder nicht.

Planbarkeit und Übersichtlichkeit

Ein weiterer Vorteil der Soll-Versteuerung besteht in ihrer Planbarkeit und Übersichtlichkeit. Da die Steuerschuld bereits mit der Ausstellung der Rechnung entsteht, kann das Unternehmen seine Steuerschuld genau planen und hat einen guten Überblick über seine finanzielle Situation.

Nachteile der Soll-Versteuerung

Liquiditätsbelastung

Ein Nachteil der Soll-Versteuerung besteht in der möglichen Liquiditätsbelastung. Da das Unternehmen die Umsatzsteuer bereits dann an das Finanzamt abführen muss, wenn es eine Rechnung ausstellt, kann das zu Liquiditätsengpässen führen, wenn Kunden ihre Rechnungen verspätet oder gar nicht bezahlen.

Risiko bei Zahlungsausfällen

Ein weiterer Nachteil der Soll-Versteuerung besteht im Risiko bei Zahlungsausfällen. Wenn ein Kunde seine Rechnung nicht bezahlt, muss das Unternehmen die Umsatzsteuer dennoch an das Finanzamt abführen. Das kann zu erheblichen finanziellen Belastungen führen.

Vorteile der Ist-Versteuerung

Schonung der Liquidität

Ein Vorteil der Ist-Versteuerung besteht in der Schonung der Liquidität. Da das Unternehmen die Umsatzsteuer erst dann an das Finanzamt abführen muss, wenn es den Rechnungsbetrag vom Kunden erhalten hat, kann es seine Liquidität besser steuern und mögliche Engpässe vermeiden.

Minimierung des Risikos bei Zahlungsausfällen

Ein weiterer Vorteil der Ist-Versteuerung besteht in der Minimierung des Risikos bei Zahlungsausfällen. Wenn ein Kunde seine Rechnung nicht bezahlt, entsteht für das Unternehmen keine Steuerschuld. Das minimiert das finanzielle Risiko für das Unternehmen.

Nachteile der Ist-Versteuerung

Unvorhersehbarkeit der Steuerschuld

Ein Nachteil der Ist-Versteuerung besteht in der Unvorhersehbarkeit der Steuerschuld. Da die Steuerschuld erst mit dem Zahlungseingang entsteht, kann das Unternehmen seine Steuerschuld nur schwer planen und hat weniger Übersicht über seine finanzielle Situation.

Komplexität in der Buchhaltung

Ein weiterer Nachteil der Ist-Versteuerung besteht in der erhöhten Komplexität in der Buchhaltung. Da die Steuerschuld erst mit dem Zahlungseingang entsteht, muss das Unternehmen seine Einnahmen und Ausgaben genau im Blick behalten und regelmäßig prüfen, ob und in welcher Höhe eine Steuerschuld entstanden ist.

Praktische Anwendung von Soll- und Ist-Versteuerung

Beispiele für die Anwendung von Soll-Versteuerung

Ein Beispiel für die Anwendung der Soll-Versteuerung ist ein Unternehmen, das eine Rechnung über 1.000 Euro plus 190 Euro Umsatzsteuer ausstellt. Das Unternehmen muss die 190 Euro Umsatzsteuer bereits dann an das Finanzamt abführen, wenn es die Rechnung ausstellt – unabhängig davon, ob der Kunde diese bereits bezahlt hat oder nicht.

Beispiele für die Anwendung von Ist-Versteuerung

Ein Beispiel für die Anwendung der Ist-Versteuerung ist ein Kleinunternehmer, der eine Rechnung über 1.000 Euro plus 190 Euro Umsatzsteuer ausstellt. Der Kleinunternehmer muss die 190 Euro Umsatzsteuer erst dann an das Finanzamt abführen, wenn er den Rechnungsbetrag vom Kunden erhalten hat.

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Fazit: Welche Versteuerungsart ist die richtige Wahl?

Die Wahl zwischen Soll- und Ist-Versteuerung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Jahresumsatz des Unternehmens, der Zahlungsmoral der Kunden und der eigenen Liquiditätssituation. Grundsätzlich bietet die Soll-Versteuerung mehr Planbarkeit und Übersichtlichkeit, kann aber auch zu Liquiditätsengpässen führen. Die Ist-Versteuerung hingegen schont die Liquidität und minimiert das Risiko bei Zahlungsausfällen, ist aber auch komplexer in der Buchhaltung und weniger planbar. Es empfiehlt sich daher, die Entscheidung für eine Versteuerungsart sorgfältig abzuwägen und gegebenenfalls einen Steuerberater zu konsultieren.