Privatinsolvenz - Voraussetzungen, Ablauf, Dauer & Kosten
Die Privatinsolvenz bietet überschuldeten Personen einen Weg aus der Schuldenfalle. Doch wie funktioniert das Verfahren?
Einleitung
Die Privatinsolvenz, auch Verbraucherinsolvenzverfahren genannt, ist in Deutschland ein geregeltes Verfahren, das es natürlichen Personen ermöglicht, sich von ihren Schulden zu befreien. Dieser Artikel beleuchtet die Voraussetzungen, den Ablauf, die Dauer und die Kosten eines solchen Verfahrens.
Voraussetzungen für eine Privatinsolvenz
Um ein Privatinsolvenzverfahren einleiten zu können, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein:
- Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit: Der Schuldner muss nachweisen, dass er seine fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen kann.
- Ergebnisloser Einigungsversuch mit den Gläubigern: Vor der Antragstellung muss der Schuldner versucht haben, mit seinen Gläubigern eine außergerichtliche Einigung über die Schuldenregulierung zu erzielen. Dies muss durch eine anerkannte Beratungsstelle oder einen Rechtsanwalt begleitet werden.
- Erfüllung der Verfahrensvoraussetzungen: Bestimmte formale Kriterien und die Vorlage von gesetzlich vorgeschriebenen Unterlagen müssen erfüllt bzw. eingereicht werden.
Ablauf der Privatinsolvenz
Das Privatinsolvenzverfahren gliedert sich in mehrere Schritte:
- Außergerichtlicher Einigungsversuch: Wie bereits erwähnt, ist dies der erste notwendige Schritt.
- Einreichung des Insolvenzantrags: Bei gescheiterten Einigungsversuchen kann der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim zuständigen Insolvenzgericht gestellt werden.
- Vorläufiges Insolvenzverfahren: Das Gericht prüft die Voraussetzungen und bestimmt einen vorläufigen Insolvenzverwalter.
- Eröffnung des Insolvenzverfahrens: Bei positivem Beschluss wird das Verfahren eröffnet und ein Insolvenzverwalter bestellt.
- Wohlverhaltensphase: Nach der Verwertung des pfändbaren Vermögens beginnt die Wohlverhaltensphase, in der der Schuldner bestimmte Obliegenheiten erfüllen muss.
- Restschuldbefreiung: Nach erfolgreicher Wohlverhaltensphase kann dem Schuldner die Restschuldbefreiung erteilt werden.
Dauer der Privatinsolvenz
Bis zum 30. Juni 2021 dauerte die reguläre Dauer eines Privatinsolvenzverfahrens in Deutschland sechs Jahre. Seitdem ist es möglich, die Restschuldbefreiung bereits nach drei Jahren zu erlangen, sofern mindestens 35% der Gläubigerforderungen und die Verfahrenskosten beglichen wurden. Ohne diese Bedingung wird die Restschuldbefreiung nach einer Wohlverhaltensphase von fünf Jahren erteilt, wenn zumindest die Verfahrenskosten gedeckt sind. Ansonsten bleibt es bei einer Verfahrensdauer von sechs Jahren.
Kosten der Privatinsolvenz
Die Kosten eines Privatinsolvenzverfahrens setzen sich zusammen aus:
- Gerichtskosten: Diese hängen von der Höhe der Verbindlichkeiten ab.
- Vergütung des Insolvenzverwalters: Auch diese orientiert sich an der Höhe der Schulden und den erzielten Erlösen aus der Verwertung des Schuldnervermögens.
- Kosten für die Schuldnerberatung: Kosten können bereits im Vorfeld für den gescheiterten außergerichtlichen Einigungsversuch entstehen.
Für Personen mit geringem Einkommen besteht die Möglichkeit, Verfahrenskostenstundung beim Insolvenzgericht zu beantragen, sodass sie nicht im Voraus sondern aus der Masse im Insolvenzverfahren bezahlt werden.
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Die Privatinsolvenz ermöglicht es überschuldeten Personen, einen gesetzlich geregelten Weg zur Entschuldung zu gehen. Der Prozess ist komplex und erfordert die Einhaltung diverser Vorschriften und Schritte. Trotz der damit verbundenen Anstrengungen bietet das Verfahren am Ende die Möglichkeit, einen wirtschaftlichen Neustart zu wagen, frei von den Fesseln der Schulden. Es ist jedoch wichtig, sich frühzeitig professionelle Unterstützung, etwa durch eine Schuldnerberatung oder einen Fachanwalt, zu sichern, um die Chancen auf eine erfolgreiche Restschuldbefreiung zu optimieren.
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